Eindrücklich

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Seit 3 Tagen verzaubert sie mich. Elegant präsentiert sie ihr rotes Kleid, flirtet mit der Sonne, verschliesst sich am Abend und bei unfreundlichem Wetter.

Anmutig und mutig steht sie sehr alleine im Garten, in welchem momentan Unkraut und streunende Katzen sich zu Hause fühlen.

Wie sie den Weg hierher gefunden hat, ist mir ein Rätsel.
Scheinbar stammt sie ursprünglich aus Usbekistan, ich heisse sie herzlich willkommen und besuche sie immer wieder, um ihr kurz Gesellschaft zu leisten. Ihr Dasein schätze ich.

Professor Google informiert mich, dass die grazile kleine Schönheit Seerosen-Tulpe heisst und von März bis April das Sonnenlicht sucht, sich gerne verwildert und sich den Bienen anbietet, wenn für diese die Temperaturen stimmen.

Schaue ich sie an, erinnere ich mich an eine schriftliche Nachricht von einem Kollegen.
In dieser verabschiedet sich eine Trauerfamilie von einer Dame, welche in einer Altersresidenz an Folgen der Einsamkeit, auferlegt durch Quarantänebestimmungen, verstarb.

Diese Zeilen berührten mich sehr.
Ich nahm Anteil am Leiden meiner Mutter, als ihr und allen ihren Mitbewohner/innen im Pflegeheim eine zwölftägige Isolation verordnet wurde.
Nach der ersten Impfaktion Ende Dezember 2020 erkrankten einige Heimbewohner/innen, worauf die Heimleitung diese Massnahme erliess.

Einzig telefonischer Kontakt war möglich.
Anfangs schien alles in Ordnung zu sein, nach einigen Tagen nahm ich vermehrt wahr, dass Traurigkeit, Mutlosigkeit, Wut und schlussendlich Resignation die treuen Begleiterinnen meiner Mutter wurden.
Schwierig ist es auf Distanz Unterstützung zu bieten.

Ein Heimbewohner erzählte mir, dass er seit März 2020 dreimal in seinem Zimmer isoliert war.

Jetzt gehe ich in den Garten um der kleinen Schönheit Mut zuzusprechen, dem garstigen Wetter zu trotzen und sie zu motivieren Kolleginnen einzuladen.
Ich freue mich auf ihre Farben.

5. März 2021

1 Kommentar

  • Liebs Bruderherz erstaunlich deine kleine Schönheit, sie ist ja ein Zwiebelgewächs,, also wurde sie irgend einmal gepflanzt, denke ich , ich finde den Übergang phantastisch zum Thema Einsamkeit . Ja wir sind wunderbare Sozialewesen und doch sind wir 24 auf 24 Std mit uns selber unterwegs und da auch schon zu entdecken was gerne mehr blühen möchte und unsere einmalige unverkennbare Persönlichkeit ausmacht ist eine sehr spannende Reise. Sich selber auch ein Stück weit , sein bester Freund /in sein. Es ist so bezaubernd deine Beziehung zu dieser Schönheit. Ich habe ein Rotbrüstchen , das nun schon seit einiger Zeit an unserem Küchenfenster vorbeifliegt und sich da in der Nähe auch. Iedermässt und sich genüsslich an den ausgestreuten Köstlickeiten stärkt. Ich begrüsse ihn immer Bonjour Fueco , er wärmt mein Herz . Ja die Einsamkeit ist ein grosses Thema doch ich glaube fest, wenn wir unser Herz immer wieder in die Sonne hängen ( das meinte einmal ein Mann aus Afrika als. er gefragt wurde , was er hier so lange in der Kirche wieile) als ich das gelesen habe, stellte ich mir eine einfache Wäscheleine vor mit bunten Wäscheklammern, ein toller Sommertag mit leisem Wind , verschiedenen Insekten und ein aufgehängtes Herz , beschienen und durchflutet von Wärme und wunderschönen Licht ein Traum der Wirklichkeit werden darf alles alles Liebi vielen ♥️Dank für dein grossartiges Talent.
    Das du mit uns teilst Bisous Esther