48 Stunden

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Der Countdown startete heute um 13:58 Uhr.

Im Zweiminutentakt lässt die Apotheke an einer belebten Basler Strasse nachmittags Stäbchen in fremden Nasen kreisen.
Zuerst wird bezahlt, dann in einem Raum, welcher das Bild einer Mafia-Zelle vermittelt, gebohrt.
Blut an den Wänden entdeckte ich nicht, überrascht hätte es mich nicht.

Für einzelne Wirtschaftsbereiche ist Corona eine wahre Goldader.

Das negative Antigen-Resultat gilt es lustvoll und top organisiert zu nutzen.
Seit Mitte September sitze ich kulturell auf dem Trockenen. Zwei Tage habe ich Zeit um mich in Aktivitäten zu stürzen, von welchen ich normalerweise ausgeschlossen bin.

Ab 14:30 Uhr hielt ich heute Nachmittag in der Bibliothek nach Büchern Ausschau.
Die 15 ausgeliehenen Bücher bauchten meine Satteltasche beträchtlich, sie bestand zu meiner Erleichterung den Warentest.
Erfolgreich die Schlagseite ausbalancierend radelte ich vor 16 Uhr ins Kunstmuseum, um den ruhenden Museumspass zu reaktivieren und mich von Camille Pissarro in das Atelier der Moderne entführen lassen.

Anschliessend erfrischte ich mich im Hallenbad. Schwimmen weckt die Lebensgeister und den Appetit.
Vor dem Kinofilm zu späterer Stunde verpflegte ich mich in einer warmen Gaststube.

Morgen wird das smarte Gerät mich um 05:45 Uhr wecken. Um 6 Uhr möchte ich ich in der Bäckerei ein währschaftes Bäcker-Frühstück bestellen.
Jede Minute zählt.

Gestärkt und nach monatelangem Verzicht ausgehungert werde ich mich danach im Fitnessstudio auf alle Fitnessgeräte stürzen.
Keines wird vor mir sicher sein.

Langsam werde ich später durch die Fondation Beyeler wandeln, wo Werke des spanischen Malers Goya zu bewundern sind.

In der nahe gelegenen Pizzeria komme ich wieder zu Kräften.

Mein Kurzzeit-Zertifikat erlaubt mir, am Nachmittag meine Mutter in die Cafeteria ihres Heims auszuführen.
Die letzten Wochen erkundeten wir entweder den Ortskern von Riehen oder vertrieben uns die Zeit spielend und rätselnd in ihrem Zimmer.

Abends werden meine Kollegin und ich unser Team an ein Handballspiel der Lokalmatadoren gegen den amtierenden Schweizer Meister begleiten.
Dieses Spiel ist der eigentliche Auslöser dafür, dass ich mich in der Nase kitzeln liess.
Wohl darf ich die tollen Jungs trainieren, sie ohne ein 3G-Zertifikat aber nicht an ein Turnier begleiten.

Wo ich danach den Schlummertrank einnehmen werde, ist noch offen. Auf jeden Fall im Warmen.
Wieso nicht in das mir unbekannte Basler Nachtleben eintauchen?

Am Donnerstagmorgen möchte ich mich um 4 Uhr erheben.
So lasse ich mir die Option offen, vor 7 Uhr nach Paris zu fliegen und dort ein Baguette-Frühstück zu geniessen.
Eine andere Möglichkeit wäre einen Helikopterflug über das Jura zu buchen oder mit dem TGV nach Strassburg zu brausen oder das Puppenmuseum am Barfüsserplatz zu besuchen oder…
On verra.

Mit grosser Wahrscheinlichkeit werde ich am Donnerstagnachmittag nach 13:58 Uhr unserem Haustiger auf dem Sofa Gesellschaft leisten und mich von meinem Kurzurlaub erholen.

Nie hätte ich gedacht, dass ich in meinem fortgeschrittenen Alter mir ein solches Programm aufhalsen werde.

Wahrlich eine strube Zeit!

9. November 2021

3 Kommentare

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  • Lieber Markus,
    Ein wirklich umfassendes Programm hast Du Dir da aufgeladen, lch bin beeindruckt. Ob Du dss schaffen wirst????
    Liebe Grusse und gute Nacht.
    Cécile

  • Eine strube Zeit, echt.
    Herr Srub

    Ein Turnlehrerkollege von mir lief in den Herbstferien in ein ausgewachsenes Burnout hinein – wegen Corona.

    Mein Leben betrachte ich selbst wie auf einem hohen Gebäude sitzend – als ob ich zwei Personen wäre,
    Oft benehme ich mich, als ob ich gleich zwei Leben hätte. Da kann ich einmal unvorsichtig sein und defekt (Achillessehne), das gesunde Leben wartet ja noch gleich um die Ecke,

    Bei mir stimmt nichts mehr, ich funktioniere bloss noch…
    Situation gefühlt heute Abend.

    Also mache du dein vollbepacktes Programm, es ist Leben pur!

    Lieben Gruss
    Beat