Nicht ganz 100

N

Bald hundert kurze und längere Texte beinhaltet mein Blog Alltagsprosa.
Alltägliche Erlebnisse, Momente, Gedanken schienen mir wert festgehalten zu werden.
Meine Überzeugung, dass der Alltag von uns allen einen wertvollen Fundus an Interessantem, Einzigartigem und Überraschendem bietet, festigt sich mehr und mehr.

Vorgestern radelte ich zu meinem Kraftort hoch.
Jedes Mal ist das langsame Aussteigen aus der Stadt, das Strampeln entlang den Kuhweiden oberhalb von Bettingen, das Streicheln der hoch stehenden Halme am Wegrand, das Aufsaugen des Fliederdufts und das Ankommen auf dem höchsten Punkt von Basel-Stadt eine befriedigende Alltagsreise.

Ich liebe auf der Terrasse vor der Chrischona-Kirche zu verweilen. Manchmal grüssen mich Säntis und andere Riesen freundlich aus der Ferne.
Dieser Ort ermöglicht mir Weitsicht und Einkehr.

Am liebsten bin ich alleine dort.
Vor 2 Wochen teilte ich dieses Paradies mit Manfred. Er nutzte die Gelegenheit, mir ohne Punkt, Komma, Leer- und Fragezeichen einen Teil seiner Lebensgeschichte zu offenbaren.
Manfred ist pensioniert, liebt neben seinem Hund das Chorsingen, mehrere Damen und Autos.
Ich staunte über sein Mitteilungsbedürfnis, wurde beim Zuhören müder als beim Hochkraxeln.
Mein einziger Beitrag war nach einiger Zeit der Hinweis, dass ich jetzt gehen müsse.

Beim Blick auf die wunderbar sanft geschwungenen Juraketten sinnierte ich über meine aktuelle Lektüre.
Catherine Nixey, Tochter einer ehemaligen Nonne und eines ehemaligen Mönchs, beschreibt in ihrem Werk “Heiliger Zorn” die Zerstörung der Antike durch die frühen Christen.

Wurden die ersten Christen von der römischen Elite als verrückte Phantasten abgestempelt und zuweilen auch verfolgt, kehrte sich das Blatt, nachdem Kaiser Konstantin im Jahr 312 sich zum Christentum bekehrte.
Jetzt waren fanatische Christen an der Reihe, antike Tempel, “heidnische” Bibliotheken zu zerstören und Andersgläubige zu unterdrücken.

Die britische Historikerin zeichnet ein verstörendes und gewalttätiges Bild der frühen Christen.
Ihre geschichtlichen Ausführungen finde ich sehr interessant und decken sich nicht mit den Forderungen von Jesus Christus in der Bergpredigt.

Dem Machtanspruch der christlichen Kirche setzte der “heidnische” Autor Symmachus folgende, mir sehr sympathische, Aussage entgegen: “Wir sehen dieselben Sterne, der Himmel ist für uns alle der gleiche, dasselbe Weltall umschliesst uns. Warum ist es denn so wichtig, nach welcher Weisheitslehre jemand die Wahrheit sucht?”

Vorgestern Abend schaute ich die aktuelle österreichische Dokumentation “Corona – auf der Suche nach der Wahrheit” (www.servustv.com).
Martin Haditsch, Virologe aus Linz, lässt in diesem Beitrag Wissenschaftler aus der ganzen Welt zu Wort kommen.

Erhellend sind die Aussagen von Dr. Luca Speziani, Präsident des Ärzteverbands Bergamo.
Dr. Thomas Ly, Verantwortlicher für die infektiologische Expertise in der grössten Krankenhauskette in Thailand, erklärt, warum die offizielle COVID-Todesrate in diesem asiatischen Land seiner Meinung nach extrem niedrig ist.
Aufschlussreich ist, was der Rechtsmediziner Dr. Klaus Püschel aus Hamburg, welcher über 100 Corona-Todesopfer obduzierte, sagt.

Etliche der befragten Wissenschaftlern wurden im Verlauf der COVID-Pandemie in den Medien massiv attackiert oder negiert.
Ihr Verbrechen war, dass ihre Erkenntnisse nicht mit den Informationen der Regierung übereinstimmten und nicht den Normen der grossen Medienhäuser entsprachen.

Mir gefällt der Titel der Dokumentation.
Suchen nach der Wahrheit drückt für mich mehr Offenheit aus, ist mir sympathischer als das Beharren auf der Position, genau zu wissen, was (nicht) wahr ist. Diese Haltung, welche Fronten aufbauen und verhärten kann, nahm ich im letzten Jahr, auch bei mir selber, in hohem Masse wahr.

Absolut wahr ist, dass ich möglichst bald wieder meinen Kraftort besuchen möchte.

15. Mai 2021



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