Buch «Ganz leben» von Robert Seethaler

B

In den Augen Vieler ist Egger ein Aussenseiter, ein vom Leben gezeichneter Mann. Verprügelt, zum Hinkenden geschlagen und ausgenutzt vom Bauer, in dessen Hände er nach dem Tod seiner Mutter überwiesen wurde, schlägt sich Egger in einer österreichischen Berggemeinde durchs Leben. Er arbeitet hier und dort, holt sich Schwielen an den Händen, lebt äusserst bescheiden, findet mit Marie kurz Liebe und Heimat, funktioniert nach ihrem tragischen Tod irgendwie weiter.
Er überlebt die jahrelange Kriegsgefangenschaft in Russland, arrangiert sich mit dem aufkommenden Tourismus in seinem Dorf. Moderne Technik wirkt auf ihn laut, einen Fernseher will er nicht. Lange lebt er vom Führen von suchenden Reisenden durch die ihm bekannte Bergwelt. Egger scheint mit dem, was er hat, zufrieden zu sein und sich abfinden zu können. Er stellt keine Ansprüche, ist sehr genügsam, lebt und stirbt alleine in einfachsten Umständen.

Bei der Lektüre hat der Schreibende das Leben seines Vaters auf dem kleinen und abgelegenen Bauernhof vor Augen. 3 Generationen lebten unter dem strengen Kommando des Urgrossvaters zusammen, versuchten mit harter Arbeit dem äusserst argen Boden Einkommen abzuringen.
Seine Grossmutter wirkt auf Fotos mit 55 uralt, abgearbeitet. Ihr Hals war dick angeschwollen, eventuell litt sie an einer entzündeten Schilddrüse.
Sie, geborene Katholikin, heiratete einen Protestanten, dessen Vater auf der Taufe seiner Enkelkinder durch die reformierte Kirche beharrte, worauf der katholische Pfarrer ihr das Seelenheil nach ihrem Tod absprach. Auf ihrem Todesbett litt die arme Frau an seelischer Not. Nachdem ihr der neue katholische Pfarrer versicherte, dass Gott auch sie liebe, konnte sie sein lassen und gehen.
Der Vater des Schreibenden, ein sensibler Mann, sprach nicht viel über diese Zeit. Vor seinem Tod im Pflegheim rief er laut nach seiner Mutter.

Robert Seethaler, Autor von «Ganz leben», zieht mit seiner Prosa in den Bann. Ein ganzes Leben findet auf wenigen Seiten unaufgeregt statt. Wörter fliessen ruhig, erzählen, dokumentieren Geschichte, beschreiben bildreich, bewerten nicht.
Sehr berührend ist ein ganzes Leben

2 Kommentare

  • Bonjour mon frère je te félicite pour ce super idée, je me réjouis de suivre à tous tes histoires ça fait du bien je te souhaite encore du bon courage pour maintenant et l’avenir. Je t’eembrasse très fort ta sœur Esther

    • Bonjour ma soeur

      Merci beaucop. Je me réjouis de tes paroles, fantastique.

      Je t’embrasse
      Cordialment
      Ton frère
      Kussi