Alhambra in Granada

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Eine halbe Stunde Fussweg von unserem Hotel entfernt thront sie. Erhaben, rötlich schimmernd.

Vor etwa 1000 Jahren wurde sie oberhalb von Granada errichtet und sollte 30’000 Menschen Platz bieten.

Schon längere Zeit wollte ich sie kennenlernen. Was ich über sie erfuhr, stimmte mich neugierig, weckte Erwartungen.
“Die Sterne selbst möchten in dir weilen, statt endlos am Himmel zu kreisen”, schrieb beispielsweise der arabische Poet Ibn Zamrak im vierzehnten Jahrhundert über sie.

Mit dem Wunsch sie kennen zu lernen, standen wir nicht alleine da.
Täglich empfängt sie etwa 6000 Menschen aus aller Welt, ist das meist besuchte Monument Spaniens.
Spontaner Besuch ist nicht willkommen, weit im Voraus ist die Visite digital anzukündigen und zu bezahlen.

Vor drei Tagen, in ihrem Hintergrund trugen die Berggipfel der Sierra Nevada weisse Kappen und Schals, kamen meine Geliebte und ich ihr endlich näher.
Drei Stunden lang führte eine junge Frau uns und neun andere Personen durch die Burganlage auf dem Sabikah-Hügel.

Zuerst erkundeten wir ihre Gartenanlage, welche heute von 200 Gärtnern gepflegt wird. Wasser, hergeleitet aus der Sierra Nevada, erfrischt, spendet Kühle und Energie, lädt zum Verweilen ein.

Die mächtige Burganlage schützte sie 1492 nicht vor der endgültigen Niederlage gegen die Christen.

Wiederholt wurden auf unserer Tour die Rucksäcke und Ausweise kontrolliert. Die kürzlich verübten Attacken von Klimaaktivisten auf Museumsobjekte hinterlassen ihre Spuren auch in Granada.

Spielerisch und leicht wirken die Wanddekorationen im Nasridenpalast auf uns. Die Decken scheinen uns entgegen zu fliessen, Spiegel gleich reflektieren ruhende Wasserbecken Säulendekorationen und Hausfassaden.
Mit offenem Mund drehten wir uns im Kreis, überwältigt von der Fülle von Formen, Stuckaturen, Verzierungen.
Kreativität und Lust scheinen beim Planen und Bauen keine Grenzen gesetzt worden zu sein, regen unsere Fantasie an.

Elegant, beinahe schwebend hebt sich das maurische Architekturjuwel vom grobschlächtigen Palastkomplex ab, mit welchem der spanische Kaiser Karl V. in unmittelbarer Nähe protzig seine Macht demonstrieren wollte.

Wir sind begeistert vom Löwenhof, in dessen Mitte 12 Fabellöwen eine Brunnenschale tragen.
124 Marmorsäulen, jede mit anderen arabischen Schriftzeichen dekoriert, erinnern an einen lichten Palmenwald, welchen man gerne durchstreifen würde, wenn man dürfte.

Blaues Lapislazuli, in Afghanistan abgebaut, zierte in früheren Jahren Wände und Decken der Innenräume des Sultanpalasts, vermittelte auf BesucherInnen der Sultane den Eindruck, dem Paradies nahe zu sein.

Drei Stunden können so kurz sein, nachhallen, träumen und sinnieren lassen!

21. November 2022

2 Kommentare

  • Lieber Markus,
    Wieder ist es Dir gelungen mich aus dem Alltag in eine Traumwelt zu entführen.
    Ich geniesse solche Ausflüge sehr.
    Ich danke Dir herzlich und Deiner Geliebten auch.

    Liebe Grüsse Cécile

  • Lieber Markus
    Deine Geschichte inspirierte mich, sogleich den Palast zu googeln.
    Überwältigend.
    Danke und lieben Gruss
    Beat