Atentiune – Teil 2

A

Die Sammlung der Emailschilder und Plakate begeisterten meinen Kollegen und mich. Was wird uns in Tom’s Wohnung erwarten?

Aufgehängte Paddel und Ruder begrüssen uns im Eingangsbereich.
Stolz zeigte uns der Hausherr ein Beinruder. Dieses benutzen die Fischer auf dem Inle-See in Myanmar.
Indem sie mit einem Bein das Ruder artistisch betätigen, haben sie beide Hände frei für die Arbeit mit dem Fischnetz.
Eigentlich logisch!

In einem Zimmer hängt ein farbiges Bild. Dieses erhielt Tom 2008 in Russland von einem malenden Walross geschenkt.
Unser Gastgeber hat Freude an unseren hängenden Kiefern, anschliessend erzählt er von der Malschule für Menschenaffen in Wien.

Zu Hause entdecke ich im Internet Ninette, eine Orang Utan-Frau, welche im Pariser Zoo ihrer Leidenschaft für das bildnerische Gestalten frönt.
Scheinbar wurden einzelne Werke von ihr bereits für mehrere Tausend Euros verkauft.

Jetzt ist es Zeit, in die Welt der Oologie einzutauchen. Seit seiner Jugend widmet sich Tom der Vogeleierkunde, speziell der Aussenhülle der Eier. Seine Oothek, so nennt man eine oologische Sammlung, umfasst ca. 4500 Vogeleier.
Er erhielt diese unbefruchtet gebliebenen Exemplare von verschiedenen Zoologischen Institutionen jeweils nach Ablauf der Brutzeit.

Tom hat alle Eier ausgeblasen, gesäubert, desinfiziert, beschriftet und sorgsam in einem passenden Behälter auf Watte abgelegt.
Wunderbar ist die Vielfalt. Es gibt nicht DAS Möwenei, jedes Ei hat bestimmte Nuancen betreffend die Farbe, die Grösse, das Gewicht.

Was für ein kurzweiliger und spannender Nachmittag!

Um 17 Uhr verabschieden wir uns von Tom und der Reise zu den Kontinenten LIEBEVOLLE SORGFALT, NEUGIER und LEIDENSCHAFT.
Es dauert einen Moment, bis wir uns auf dem Quartiersträsschen in Binningen wieder zurechtfinden.

In der folgenden Nacht träume ich, dass ich einen Menschenaffen, welcher ein Gemälde für mich erstellte, dankbar und gerührt umarme.

2.April 2021

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