Austausch im Ortszentrum

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Gelb leuchtet er im Sonnenschein, koloriert wunderschön das Himmelblau.
Immer wieder halte ich für einen Austausch mit ihm inne.

Heute fragte ich ihn, ob er sich seiner Pracht bewusst sei und ob er wisse, dass er bald Kühle und Nässe nackig werde trotzen müssen!

Er dankte mir für mein Interesse an seinem Wohlbefinden.
Dass Frau und Mann momentan vor ihm stehen bleiben, ihn bewundern und fotografieren, realisiere er sehr wohl.
Leider nehme sich aber fast niemand die Zeit für einen kurzen Austausch.

Dass ein solches Aufheben um sein Herbstkleid gemacht wird, erstaunt ihn selber immer wieder. Er ist der Ansicht, dass er nichts dazu beitrage.
Warum er sich immer wieder verfärbt, wenn der Herbst ihn küsst, ist ihm schleierhaft.
Mit einem Blattzwinkern fügte er hinzu, dass er Zärtlichkeit möge.
Ich halte meine Wange an seine knorrige Rinde und drücke ihn.

Dass er bald hüllenlos den kühleren Temperaturen standhalten muss, stresst ihn scheinbar nicht. “Das gehört dazu” meinte er lakonisch.
Er vertraut darauf, wieder im Saft stehen und einen lebendigen Frühling erleben zu können.

Nein, alleine fühle er sich auch in der dunkleren Jahreszeit nicht. Täglich erhielte er Besuch von Eichhörnchen und Vögeln, die ihm treu Gesellschaft leisten würden.
Zudem kommuniziere er über das Wurzelnetzwerk mit Kollegen in der Nähe.
Ausserdem sei es sehr interessant den Schulkindern und Passanten zuzuschauen.

Seine sympathische Bodenständigkeit beeindruckt mich immer wieder.

Hoffentlich wird mein stämmiger Freund nicht der Umgestaltung des Birsfelder Ortskerns, welcher in den Medien in den schillerndsten Farben angepriesen wird, zum Opfer fallen.
Darüber sprechen wir nicht.

Beim Abschied schüttelte er behutsam seine Blätter, darauf achtend, sie bei sich zu behalten.

22. Oktober 2021

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